Biodiversität

Ökologische Kipppunkte in der mongolischen Steppe erkennen und vermeiden

In der Mongolei gibt es eines der letzten intakten Steppenökosysteme mit traditioneller Landnutzung und einer bemerkenswerten Artenvielfalt. Die Mobilität von wilden und domestizierten Herdentieren spielt eine wichtige Rolle für das Fortbestehen dieses Ökosystems, das sich im Zuge des Klimawandels verändert. Gleichzeitig ist die nomadische Lebensweise in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Das Forschungsprojekt MORE STEP untersucht die komplexen Wechselbeziehungen und Rückkopplungen zwischen Natur und Gesellschaft, um irreversible Prozesse – sogenannte Kipppunkte – zu erkennen und damit frühzeitig zu verhindern. 

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Landschaft der mongolischen Steppe
Foto: Lukas Drees (ISOE)

Für die Graslandschaft in der Mongolei spielt die Mobilität der Nomaden und die damit einhergehende Weidewirtschaft eine entscheidende Rolle. Diese seit Jahrtausenden praktizierte Lebensweise ist einer der wichtigsten Faktoren für das Funktionieren dieses Ökosystems. Die Verbreitung von Pflanzensamen wird beispielsweise durch die Tiere der Nomaden gewährleistet. Allerdings gehen weltweite Veränderungen, etwa durch Urbanisierung und Klimawandel, nicht spurlos an dem ostasiatischen Land vorbei: Die Zahl der Familien mit Viehherden nimmt ab, da der wirtschaftliche Wandel des Landes neue Einnahmequellen eröffnet. Zudem verändert der Abbau von Bodenschätzen die Steppe. Das sind nur zwei der Gründe, warum das deutsch-mongolische Projektteam mit Beteiligung des ISOE die Dynamiken und Prozesse der Veränderungen der Landschaft in den Blick nimmt. Das Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, damit Kipppunkte, die das Ökosystem gefährden, nicht überschritten werden.

In der ersten Phase des Projekts von 2019 bis 2023 wurden unter anderem die gesellschaftlichen Veränderungen und die Auswirkungen auf die Mobilität der Nomaden sowie auf das Ökosystem der Steppe genauer untersucht und die Erkenntnisse in Workshops mit Nomaden, Vertreter*innen der Industrie sowie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen diskutiert. Dort wurden auch die wichtigsten Probleme identifiziert und die bisherigen Schutzmaßnahmen für die Natur sowie die Haupttreiber für den gesellschaftlichen Wandel vorgestellt.

Erarbeitung von Politikempfehlungen

Seit 2023 läuft die zweite Projektphase, die die Auswirkungen sowohl des Klimawandels als auch des gesellschaftlichen Wandels auf die Mobilität von Wildtieren und Hirten in der Mongolei genauer erforscht. Dabei geht es unter anderem um die Probleme, denen die Nomaden in der Steppe aufgrund des Klimawandels ausgesetzt sind. Mit Modellierungsmethoden wird untersucht, welche Strategien zur Klimawandelanpassung die Nomaden haben. Auch die Mechanismen, die zu einem Rückgang dieser Lebensweise führen, werden identifiziert. Zudem werden Maßnahmen erarbeitet, die die aus den Veränderungen resultierenden Kipppunkte im Ökosystem verhindern können. 

Für das Jahr 2025 ist eine “joint learning expedition” geplant, bei der das Projektteam in verschiedenen Provinzen Workshops durchführt. Mit lokalen Vertreter*innen der Viehhirten und Verwaltungen sollen gemeinsame Empfehlungen für die Politik erarbeitet werden, zudem wird eine Konferenz mit Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik in der Hauptstadt Ulaanbaatar veranstaltet.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt in der Fördermaßnahme „Kipppunkte, Dynamik und Wechselwirkungen von sozialen und ökologischen Systemen (GlobalTip)“.

Mehr zum Projekt

https://www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/more-step-ii/ 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Marion Mehring 
Tel. +49 69 707 6919-39)
 
www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
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